Wenn Herzen ziehen
Neulich saßen wir als Familie am Esstisch, als unser 5 jähriger Sohn plötzlich sagte:
„Ich stelle mir vor, wie unsere Herzen alle mit einer Schnur verbunden sind. Von Papa zu Mama zu mir zu S. (Bruder) und zu Je. (Schwester).“
Was für ein schönes Bild! Meine Frau stimmte begeistert zu, und ich ergänzte:
„Was passiert, wenn einer von uns weiter weg geht? Dann zieht die Schnur an unseren Herzen. Vor allem, wenn es länger dauert, oder?“
Er stimmte zu:
„Ja, an meinem Herzen zieht es!“
„Wohin zieht es dich denn?“ fragte meine Frau.
„Nach Deutschland! Zu Opa & Oma, Cousins, Cousinen, Freunde, Onkel und Tanten…“
Ja, so ist es! Dieses Ziehen spüren wir auf beiden Seiten. Es erinnert uns an Jesu Worte in Johannes 12,32:
„Und wenn ich am Kreuz aufgerichtet bin, werde ich alle zu mir ziehen.“
Sein Herz zieht jeden Menschen zu sich – aus Liebe (Joh. 3,16). Er möchte, dass alle gerettet werden (1. Tim 2,4).
Alltag mit Herausforderungen
Uns geht es gut, auch wenn es immer wieder kleine und große Herausforderungen gibt. Vor Kurzem hatten wir zum Beispiel kein Wasser als die Vermieter die Wasserrechnung nicht bezahlt hatten.
Der Wasserversorger reagierte, indem er das Wasser abstellte. Zunächst fiel das niemandem auf, weil die Häuser hier meist einen Wassertank auf dem Dach haben – allerdings mit weniger Druck. Solche Druckprobleme kommen wegen häufiger Wartungsarbeiten öfter vor.
Diesmal dauerte es länger, bis nur noch ein dünnes Rinnsal aus den Hähnen kam. Bei niedrigem Druck füllen wir Eimer, sorgen für einen vollen Wasserfilter und spülen die Toilette nur im Notfall. Schließlich setzte die Dusche ganz aus, und wir waren froh, bei Freunden duschen zu können.
Das Schwierige: Man weiß nicht, was genau los ist – außer immer wieder beim Vermieter nachzufragen und zu hoffen, dass es ihn irgendwann genauso nervt. Zusätzlich gab es ein weiteres Problem: Wegen des geringen Drucks schloss das Rücklaufventil eines Dach-Wassertanks nicht mehr. Das wenige Wasser lief zurück in den Tank, der überlief – und der Überlauf ging direkt auf eine undichte Stelle im Dach. Ergebnis: Wasser lief nachts die Wände unseres Badezimmers herunter.
Manche Kolumbianer fragten uns:
„Warum zieht ihr nicht einfach um?“
Unsere Antwort: Wir mögen die Wohnung! Und ehrlich gesagt: Wir sind nicht hierhergekommen, um vor Schwierigkeiten davonzulaufen, sondern um zu lernen, was Gott uns in solchen Situationen zeigen möchte.
Mit dem Spanisch geht es voran. Im Dezember müssen wir unsere Lernmethoden etwas anpassen, weil unsere Sprachhelfer verreisen und die Bibelschule Ferien hat. Aber es gibt Möglichkeiten!
Besonders freuen wir uns, dass unsere Kinder jetzt viermal pro Woche je zwei Stunden Spanischunterricht haben – mit einer kreativen, kolumbianischen Lehrerin, die den Unterricht interaktiv gestaltet. Da das Ganze bei uns zuhause stattfindet, lernen wir Eltern gleich mit!
🙏 Bitte betet für uns, dass wir in Sprache und Kultur weiter Fortschritte machen, Herausforderungen mit Geduld und Vertrauen begegnen und in allem Gottes Liebe widerspiegeln.
Familie J. im Sprach- und Kulturstudium
