Ein Funke ist schon genug
Nach einem intensiven, aber gelungenen „Samstagmorgen-Kinderprogramm“ sind wir müde und machen eine kurze Pause. Heute kamen 18 Kinder, alle aus schwierigen Verhältnissen. Doch mit den meisten von ihnen sind wir nun schon zwei Jahre unterwegs und unser Programm ist ihren Bedürfnissen gut angepasst. Unsere Regeln und Ordnung haben sich etabliert.
Inzwischen haben wir auch die Kapazität, diese Kinder am Mittag zu Hause zu besuchen und ihre Eltern besser kennenzulernen. Dafür müssen wir unsere Komfortzone verlassen und uns in ungewohnten Umständen bewegen. Heute helfen wir der Mutter von „Bebe“, ein Geschäft mit Secondhand-Kleidern zu starten.
Ein anderes Kind aus unserem Samstagsprojekt sitzt vor dem einzigen Laden im Viertel. Sie verkaufen kaum etwas: ein paar Kartoffeln, Tabak, Snacks und vor allem Alkohol. Schnaps ist der Bestseller. Zwei verlauste Hunde schlafen im Eingang. Der Laden ist winzig, staubig und der Boden voller Dreck. Wir treffen dort auf meinen Freund „Bao“, unsere Brücke zu den lokalen Leuten. Wenn wir in dieses Viertel kommen, wissen wir, was uns erwartet, und trotzdem ist es immer wieder überfordernd.
Wir quetschen uns an den Häusern vorbei einen kleinen Hang hinunter, der schmal und rutschig ist. Hier wohnt nur, wer sich gar nichts mehr leisten kann. Aus einem der Häuser schreien uns Leute an, sie sind betrunken. Bei “Bebes” Haus angekommen, treffen wir ihre Mutter. Sie hat kein Geld, um etwas zu kaufen oder anzupflanzen. Der Mann wird sie schlagen und fluchen, wenn er betrunken nach Hause kommt und nichts zu essen findet.
Plötzlich werden meine Kinder nervös: „Der Vater kommt! Der Vater kommt! Papa!!!!! Der Vater kommt!“ Ein kleiner, etwa 60-jähriger Mann torkelt angetrunken den Weg herunter. Seine Augen sind gelb, seine Kleidung schmutzig. Er trägt frische Fäden von einem Geister-Ritual um seine Handgelenke und seinen Hals. Sein Blick ist starr. Etwas stimmt nicht. Er erzählt, dass er einen Nachbarn aufgehängt gefunden hat und jetzt von Geistern verfolgt wird.
Es ist überwältigend. Betrunkene, bellende Hunde, Mückenstiche, der Gestank der offenen Toilette. Ich bin überfordert, will am liebsten weg. Doch ich weiß, Gott sieht diese Menschen anders. Er hat Hoffnung für sie und ich möchte mit seinen Augen sehen, nicht mit meinem begrenzten Blick.
Es ist ein Segen, diese Erlebnisse mit meiner Frau und den Kindern zu Hause durchzusprechen. Es ist der größte Segen, wenn man gemeinsam beten und die Bibel lesen kann. Wenn man versteht, warum wir in dieser Welt sind, und vor allem weiß, wie viel Gutes noch auf uns wartet!
Schritt für Schritt kommt diese Hoffnung auch in das völlig trostlose Viertel von „Bebe“. Viele dieser Kinder dort kommen in unser Programm. Und bei vielen von ihnen dürfen wir sehen, wie sie anfangen, Gottes Plan für ihr Leben zu verstehen. Diese begeisterten Augen wirken wie der Anfang eines kleinen Funkens. Und je trockener und lebloser das Holz, desto schneller erhellen sich die Flammen. Für Gott ist nichts unmöglich.
Ihr seid herzlich eingeladen, mit uns zu beten und Teil davon zu sein, wenn Gott eingreift!
Simon und Sophie*, Asien
*Näme geändert