Umzug und neue Aufgaben
Entspannt sitze ich auf einem der blauen Plastikstühle in der großen Küche des Stammeshauses, in dem ich das Wochenende verbringe. Mit seinem zementierten Fundament ist es eines der moderneren Häuser. Teile des Bodens sind mit Plastiktischdecken und alten Wahlplakaten abgedeckt und bieten somit eine saubere(re) Sitzmöglichkeit. Die scheibenlosen Fenster lassen an heißen Tagen immer wieder einen frischen Windhauch herein, der die roten Hello-Kitty-Vorhänge aufwirbelt. Aber auch alles andere, was draußen kreucht und fleucht, findet so seinen Weg ins Haus.
Gerade regnet es, und die Erdpfade verwandeln sich in schlammig-glitschige kleine Bäche. Durch die offene Tür sehe ich eine Entenmama mit ihren Küken vorbeiwatscheln, während einer der Dorfhunde hastig Schutz unter einem der Häuser sucht. Eine Kuh läuft gemächlich und laut muhend hinter dem Haus vorbei, und der Regen prasselt laut gegen das Wellblechdach. Der Geruch von Rauch und gebratenem Tempe liegt in der Luft – neben mir wird gerade über offenem Feuer gekocht. Das Essen hier ist einfach: Zum obligatorischen Reis gibt es Eier, Papayablüten, Süßkartoffelblätter, Bohnen und Karotten. Manchmal verirrt sich auch ein Fisch auf die Speisekarte.
Der Regen hat das Leben zum Erliegen gebracht. Die Menschen sitzen entspannt beisammen und tauschen Dorfklatsch aus.
Am 20. Januar endete meine Zeit in S., die Stadt, die in den letzten zwei Jahren mein zu Hause war. Meine letzten Wochen hier waren sehr voll, aber auch sehr schön. Ich hatte die Möglichkeit, all die Menschen, die mir in diesen Jahren so ans Herz gewachsen sind, noch einmal zu treffen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich durfte erleben, wie Menschen für mich beteten, und konnte viele herzliche Umarmungen genießen, während ein paar Abschiedstränchen tropften. All das hat mich neu schätzen lassen, wie reich mein Leben ist – so reich an Erfahrungen, die ich machen kann, und an Menschen, die Teil meines Lebens geworden sind und es noch immer werden.
Inzwischen lebe ich seit zwei Monaten an meinem neuen Einsatzort und fühle mich schon sehr zu Hause. Hier ist alles ganz anders. Das fängt bei der Größe der Stadt an und hört beim Klima noch lange nicht auf. Es ist hier sehr viel heißer und trockener, was den Vorteil hat, dass meine Kleider, Möbel und Bücher nicht so schnell zu schimmeln beginnen. Die Stadt ist deutlich größer, und die Bevölkerung ist vielfältig. Hier leben Menschen aus verschiedenen Stämmen, die sich in unterschiedlichen Sprachen unterhalten. Entsprechend ist auch das Indonesisch hier etwas anders im Vergleich zu dem, was ich gewohnt bin.
Ich lebe in der Nähe einer großen Straße und habe so das ständige Brummen der Roller, Motorräder, Autos und LKWs im Hintergrund. Dafür ist die nächste Moschee weit genug entfernt, dass ich vom morgendlichen Gebetsruf nicht geweckt werde. Das ist gerade jetzt, während des Ramadan-Monats, sehr angenehm. Und ich lebe nun am Meer! Das finde ich echt super. Allerdings würde ich nicht empfehlen, hier schwimmen zu gehen – man bekommt nämlich unter Umständen ein Salzwasserkrokodil aus nächster Nähe zu Gesicht.
Mittlerweile habe ich auch wieder normalen Sprachunterricht und beginne, mich in der Jugendarbeit eines Wohnheims einzubringen. Die Teenager und Jugendlichen kommen hier zur weiterführenden Schulbildung aus den abgelegenen Dörfern in die Städte und leben dann mit wenig Aufsicht schon sehr selbstständig. Wir treffen uns mit ihnen und gehen gemeinsam durch die Bibel. Ich mache das sehr gerne und bin echt dankbar, dass ich so eine gute Möglichkeit habe zu dienen. Natürlich sind viele Dinge noch immer neu und auch herausfordernd, aber ich fühle mich immer wohler.
Vor einigen Wochen habe ich mich auch vier anderen Missionaren angeschlossen, die regelmäßig die Dörfer besuchen, um dort über das Wochenende Kinder- und Jugendtage zu veranstalten.
Bitte betet für gute, formende Beziehungen, eine gute neue Routine und Weisheit, meine Möglichkeiten zu nutzen, um ein Segen zu sein.
Miriam