C´est la vie
Dorfleben
Jetzt bin ich schon seit fast fünf Monaten im Dorf und ich muss sagen, es gefällt mir hier sehr. Das Leben ist hier ganz anders als in der Stadt. Zum einen kennen sich die Leute natürlich alle untereinander und viele sind auch miteinander verwandt. Ich versuche da noch durchzublicken, aber die ganze Sache wird dadurch kompliziert, dass sie hier auch ihre Onkels „Papa“ und ihre Tanten „Mama“ nennen. Da weiß ich dann manchmal nicht, wer jetzt wirklich wer ist. Aber so langsam wird’s.
Zum anderen hängt hier alles von der Jahreszeit ab. Ganz anders als in der Stadt. Ende Dezember waren alle mit der Erdnussernte fertig und hatten dann Zeit, ihre Häuser zu erneuern oder neue Häuser zu bauen, wofür sie ihre Ziegelsteine selbst anfertigen. Da im Januar und Februar nichts auf dem Feld zu tun ist, sind das die Monate, in denen man das macht. Inzwischen sind die Männer schon wieder damit beschäftigt, die Felder für die Saat im Juni startklar zu machen, da diese nämlich komplett überwuchert sind und abgeholzt werden müssen. Es ist echt verrückt, wie schnell hier alles zuwächst. Während die Männer mit der Arbeit dort beschäftigt sind, sammeln die Frauen fleißig zusätzliches Feuerholz, um im Mai „Salz zu kochen“. Dafür wird die Erde aus dem Fluss gefiltert und dann gekocht. Ich finde es sehr interessant, das alles mitzuerleben und zu sehen, wie jeder in den verschiedenen Monaten unterschiedliche Aufgaben hat.
Auch all die kulturellen Unterschiede zu beobachten und auch selbst anzuwenden, ist echt spannend. Zum Beispiel machen die Frauen einen Knicks vor ihren Ehemännern, wenn sie sie am Morgen begrüßen oder wenn sie von einer Reise zurückkommen. Auch Jugendliche knicksen vor Älteren und Kinder gehen nach dem Essen zu den Eltern, knicksen und bedanken sich für das Essen. Es ist einfach ein Zeichen des Respekts. Ein anderes Beispiel ist, dass man eine Frau, die ein Baby bekommen hat, am besten noch am selben Tag besucht und ihr Seife schenkt. Ganz anders als bei uns. Es gibt viel zu lernen. Gerne könnt ihr mit dafür beten, dass Gott mir Weisheit und Verständnis schenkt und ich viel dazulernen kann.
Sprache
Inzwischen bin ich wieder gut in der Sprache drin. Ich bin froh, dass ich in der Stadt schon damit anfangen konnte und einen guten Sprachhelfer hatte. So musste ich hier jetzt nicht bei Null anfangen und kann mich schon einigermaßen gut verständigen. Ich verbringe viel Zeit mit den Leuten und lerne dadurch jeden Tag dazu. Einen Sprachhelfer konnte ich schon finden, der ziemlich zuverlässig mit mir Unterricht gemacht hat. Dadurch, dass aber auch er eben viel Arbeit hat, ist es inzwischen schwieriger, sich regelmäßig zu treffen. Da dürft ihr gerne mit dafür beten, dass Gott mir doch zeigt, wer sich noch gut zum Spracheunterrichten eignen würde. Auch meine Kollegen brauchen noch einen Sprachhelfer.
Vielen herzlichen Dank für eure Gebetsunterstützung!
Möge Gott euch reichlich dafür segnen!
Mit vielen lieben Grüßen, eure Ruth